23.08.2008 · Eine ausgiebige Massage, ein gutes Buch oder die Olympischen Spiele im Fernsehen - es gibt viele Möglichkeiten für die Rennfahrerinnen des Albstädter-Frauen-Etappenrennens, sich vor dem Startschuss zu entspannen. Alexandra Burchenkova bevorzugte gestern Mittag nach dem Essen ihr Bett in der Landessportschule und hielt erst einmal einen ausgiebigen Mittagsschlaf, während ihre Konkurrentinnen gespannt die Olympia-Entscheidungen verfolgten.
Die Russin, die für das Team Petrogradets startet, hat ihr Peking-Abenteuer bereits hinter sich. Burchenkova gehörte zum russischen Olympiateam im Straßenrennen der Frauen. Die gerade einmal 20-Jährige aus Wilikie-Luki, einem kleinen Dorf auf halbem Wege zwischen Moskau und St. Petersburg, mischte im Olympiarennen sogar ganz vorne mit. »Ich war an der vorletzten Attacke zwei Runden vor Schluss beteiligt. Im schweren Regenrennen war ich eigentlich als Helferin eingeteilt und wollte mit meinem Vorstoß am Berg erreichen, dass jemand mitfährt und wir gemeinsam weg kommen«, beschreibt Burchenkova die letzten Kilometer im wichtigsten Rennen des Jahres.
Alexandra Burchenkova bereitetsich beim Albstädter Frauen-Etappenrennen auf die WM in Varese vor.
Doch niemand wollte ihre folgen. Die Favoritinnen blieben im Feld, Burchenkova hatte zu viel Körner verschossen und kam beim Sieg der Britin Nicole Cooke mit einem Rückstand von 1:49 Minuten auf Rang 43 ins Ziel. »Ich bin aber zufrieden mit dem Rennen, habe meine Arbeit erfüllt.«
Aus der chinesischen Metropole nahm Burschenkowa zweierlei Erfahrungen mit nach Hause. »Einerseits haben mich das Stadtzentrum und das Olympische Dorf sehr beeindruckt. Das war aufregend unter den Weltklasse-Athleten. Aber wir haben auch die Armut in den Außenbezirken gesehen.«
Peking ist Vergangenheit, die Konzentration gilt der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften in Varese (Italien) Ende September, und das Frauen-Etappenrennen ist eine wichtige Zwischenstation auf dem Weg dorthin. »Ich möchte hier so gut wie möglich fahren. Aber große Sprüche werde ich jetzt nicht machen, es sind genügend gute Fahrerinnen hier«, so die Russin, die Trixi Worrack (Equipe Nürnberger) und die Schweizerinnen vom Team Bigla zu den Favoritinnen um den Gesamtsieg zählt.
Im vergangenen Jahr fuhr Burchenkova bereits in Albstadt mit, platzierte sich um Rang 40 und das obwohl sie kurzfristig aus dem Urlaub zurückberufen und an den Start geschickt worden war. »Dieses Jahr bin ich topfit. Bereits am Montag fahren wir nach Frankreich zu einer Rundfahrt über sechs Tage. Es ist also immer was los«. Und da braucht man wohl den Schlaf - auch oder gerade am Nachmittag vor dem Rennen. »Aber ich bin da nicht abergläubisch, was die Rennvorbereitungen angeht. Ich mache alles so, wie es halt kommt«, sagt Burchenkova mit einem Lächeln.
von Schwarzwälder Bote, 23.08.2008