19.08.2006 · Der Sieg beim Frauen-Etappenrennen in Albstadt bekommt auf der Homepage von Trixi Worrack einen ganz besonderen Platz. "Es war das erste Mal in diesem Jahr, dass ich gewonnen habe."
ALBSTADT. Trixi Worrack ist nicht nur internationale Spitze, sondern Weltklasse. Viele Rennen hat die erst 24-Jährige aus Dissen bei Cottbus in diesem Jahr schon für das deutsche Profiteam "Equipe Nürnberger" bestritten und hervorragende Platzierungen belegt: Dritte bei der Neuseeland-Rundfahrt, Dritte bei der Tour de l'Aude, Zweite bei der Tour de Montreal und nochmals Dritte bei der Thüringen Rundfahrt. Aber die Eins hat einfach gefehlt.
Das war in den vorigen Jahren anders. Sie hat schon den Klassiker Mailand - San Remo gewonnen, nationale Titel am Berg und auf der Straße angehäuft, war bei Olympia in Athen und ist bei der WM in Verona als Vierte haarscharf am Treppchen vorbei gerutscht.
Trixi Worrack gilt als die größte Hoffnung im deutschen Radrennsport. Viele Jahre voller Möglichkeiten liegen vor der zierlichen Blondine aus dem Spreewald, die mit 1,60 Metern Größe und nur 50 Kilo Gewicht ein Floh im Vergleich zu einigen Konkurrentinnen ist. Dabei hat sie erst relativ spät mit dem Leistungssport angefangen. Eine Fußball-Frauen-Mannschaft gab es in der 600-Seelen-Gemeinde Dissen nicht, also musste sich die damals 14-Jährige etwas anderes suchen. Die Radfahrhochburg Cottbus war nicht weit. "Ich habe nicht härter trainiert, als die anderen Mädchen. Vermutlich hatte ich Talent", nennt sie einen der Gründe für ihren kometenhaften Aufstieg, der zunächst im Juniorinnen-Weltmeistertitel im Zeitfahren gipfelte.
Gelb steht ihr: Die Gesamtsiegerin Trixi Worrack.
In ihrer früheren Spezialdisziplin holte sie sich 2000 die Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften, spätestens seit diesem Erfolg gilt sie als "deutsches Fräuleinwunder."
Drei Jahre später wechselte die Trägerin auffällig großer, dunkler Ohrringe ins Profilager, erst vor wenigen Tagen hat sie ihren Vertrag mit der "Equipe Nürnberger" um 24 Monate verlängert: "Ich genieße hier viele Freiheiten."
Ihr Coach Rainer Gatzke hat ihr einen Start beim Albstädter Etappenrennen empfohlen. "Ich war schon einmal hier und bin sehr angetan gewesen von der guten Atmosphäre", sagt sie. Das war 2002, als sie in Ebingen etwas überraschend deutsche Meisterin am Berg wurde. Außerdem sei das Frauen-Etappenrennen eine klasse Vorbereitung auf die WM Ende September in Salzburg.
Bevor sie nach Albstadt gekommen ist, hat sich Worrack zwei Wochen Verschnaufpause in der Heimat gegönnt und "nur leicht trainiert". Vielleicht war diese Ruhephase ausschlaggebend für ihren überlegenen Sieg beim Rennauftakt in Pfeffingen, als sie die gesamte Konkurrenz in Grund und Boden fuhr. "Das ist ganz gut gelaufen", meint sie dazu, "auf einen Sieg habe ich in diesem Jahr lange gewartet." Und als sie sich nach dem Triumph im Bergzeitfahren für die restlichen Etappen das gelbe Trikot übergestreift habe, sei das ein besonderes Gefühl gewesen: "Also gelb wirkt auf jeden Fall im Fahrerinnenfeld. Die anderen haben Respekt."
Nachdem in Albstadt der Knoten geplatzt ist hofft sie auf weitere Erfolge, möglichst schon bei der WM. Den Winter wird sie wie üblich in Australien mit trainieren verbringen und im kommenden Jahr gibt es ein Wiedersehen mit Worrack beim 8. Frauen-Etappenrennen.
von Zollern-Alb-Kurier, 19.08.2006