Neues Format für den Klassiker

 

12.03.2016 · Ulrich Bock und der Straßenradsport – diese Liaison dauert schon seit über fünf Jahrzehnten. Und dennoch ist der Leiter der Landessportschule Hochengagiert im Amateur-Radsport, treibt seit vielen Jahren die Entwicklung des Frauen-Etappenrennens voran. Vom 10. Bis 12. Juni dient der Klassiker als Plattform für die besten Juniorinnen Europas. Zehn Nationen bringen in der Sportstadt Punch auf die Pedale.

Herr Bock, nach vielen, erfolgreichen Jahren erhält das FrauenEtappenrennen eine markante Kurskorrektur. Künftig pedaliert ausschließlich der weibliche Nachwuchs in Albstadt. Weshalb?
ULRICH BOCK: Wir haben uns ganz bewusst für ein neues Konzept entschieden und sind bereits 2014 aus der Rad-Bundesliga ausgestiegen. Das war keine Entscheidung gegen die nationale Rennserie der Frauen, sondern eine Entscheidung für eine konsequente Förderung der Juniorinnen. Während es bei den Junioren bereits seit vielen Jahren eine ganze Reihe internationaler, stark besetzter Rennen gibt, fehlt den jungen Damen diese Vergleichsmöglichkeit auf absolutem Topniveau. Doch gerade diesen ständigen Leistungsvergleich mit der internationalen Spitze brauchen die Fahrerinnen, um sich weiterzuentwickeln.

In der Sportstadt auf der Schwäbischen Alb soll der europäische Nachwuchs nun diese Möglichkeit bekommen.
ULRICH BOCK: Wir haben nach gründlicher Analyse und intensiver Rücksprache mit den National- und Landestrainern eine „Marktlücke“ im Bereich der Nachwuchsförderung der Frauen U I9 ausgemacht. Sehr häufig sind wir in den vergangenen Jahren angesprochen worden, ob wir uns in diesem Bereich eine mehrtägige Veranstaltung vorstellen könnten. Im Organisationskomitee haben wir uns nach einem erfolgreichen Testlauf 2015 für dieses neue Profil entschieden - und das entsprechend kommuniziert.

Und das kommt gut an, schließlich wird das Albstadt-FrauenEtappenrennen als internationale Veranstaltung deutlich aufgewertet. Also eine klassische Win-winSituation für alle Beteiligten, oder?
BOCK: Darüber freuen wir uns natürlich - schließlich starten an den drei Renntagen im Juni die besten Nachwuchsfahrerinnen aus zehn Nationen in Albstadt. Das entspricht unserer Arbeitsthese von 2015: Wir wollen einen wichtigen Beitrag liefern im Gesamtsystem der Sportentwicklung. Da wir in den vergangenen 16 Jahren durchweg im Damenbereich gearbeitet haben, war es naheliegend eine mehrtägige Veranstaltungen für die U 17 und U 19 weiblich mit einem anspruchsvollen Anforderungsprofil zu kreieren. Für die Nachwuchsfahrerinnen gibt es schließlich neben den Weltmeisterschaften keine weitere Vergleichsmöglichkeit auf diesem Niveau. Klar, dass uns der Bund Deutscher Radfahrer (kurz: BDR) und die Union Cycliste Internationale (UCI) unterstützen.

Die Planungen laufen nun schon seit Monaten auf Hochtouren. Wie ist denn aktuell der Stand der Dinge?
BOCK: Die Logistik steht, natürlich feilen wir noch an Details, aber die Absprachen mit der Stadtverwaltung, Polizei und weiteren Behörden sind bereits getroffen. Wichtig in den Planungen war für alle Beteiligten, dass die Hauptverkehrsadern so wenig wie möglich tangiert und die touristischen Aktionen in und um Albstadt nicht beeinträchtigt werden. Deshalb haben wir ein komplett neues Streckenkonzept erstellt - und werden nach dem traditionellen Auftakt am Freitagabend am Bärenkreisel in Truchtelfingen „umziehen“.

Wohin?
BOCK: Das Veranstaltungszentrum am zweiten und dritten Renntag liegt auf Langenwand bei der Spedition Weißhaupt. Wir werden dann am Samstag und Sonntag zwei Bergetappen fahren, die ein ähnliches Anforderungsprofil haben. Zudem ist ein Zeitfahren geplant, doch noch sind einige Dinge mit der UCI abzuklären. Aber ich bin guter Dinge, dass unser Konzept überzeugt.

Das beinhaltet insgesamt vier Rennen an drei Tagen für die Nachwuchsfahrerinnen. Wie sieht das konkret aus?
BOCK: Wir starten - wie gesagt am Freitagabend mit dem Klassiker: der schnellen Runde am Bärenkreisel. Auf dem 1,7 Kilometer langen Kurs sind 20 Runden geplant. Noch fehlt allerdings die UCI-Zusage für dieses Format. Gut möglich, dass wir in diesem Bereich nachbessern müssen, damit die Auftaktetappe dem internationalen Reglement entspricht. Am Samstag haben wir der Bergetappe ein Zeitfahren über zehn Kilometer vorgeschaltet. Zunächst gehen die Fahrerinnen am Vormittag alleine auf einen rasanten, relativ flachen Kurs zwischen der Langenwand und Pfeffingen, am späten Nachmittag folgt die erste große Straßenetappe über 67 Kilometer, die ganz schön in den Schuh geht.

Wie meinen Sie das?
BOCK: Zunächst rollen sich die jungen Damen auf vier bis fünf Runden recht moderat auf der Hochfläche ein, ehe es nach Pfeffingen rasant und technisch anspruchsvoll runtergeht und über die Rampe an der Eyachquelle wieder hoch. Der enge, selektive Anstieg ist ganz ohne Zweifel der absolute Höhepunkt auf diesem Kurs. Viermal müssen die Fahrerinnen diesen Berg hoch, das wird ihnen einiges abverlangen und ich bin mir sicher: Das wird richtig, richtig schwer.

Bleibt eine weitere Bergetappe am Sonntag. Neues oder bewährtes Terrain?
BOCK: Wir fahren noch einmal die identische Runde. Und wenn der Diesel im Tank schon langsam ausgeht, steigern wir noch einmal die Belastung. Vorgesehen sind drei flache Runden sowie fünf Schleifen zwischen Tailfingen und Pfeffingen. 73 Kilometer haben wir anvisiert, doch die finale Entscheidung liegt bei den Dachverbänden. Gut möglich, dass die Einrollphase verkürzt wird. Da gibt es verschiedene Variationsmöglichkeiten - mal schauen, wie UCI und BDR entscheiden.

Themenwechsel. Welche Rückmeldungen haben Sie für das neue Konzept erhalten?
BOCK: Die Rückmeldungen waren durchweg positiv s und die Nachfrage ist entsprechend hoch. Nachdem wir das Level Rad-Bundesliga wieder aufgenommen haben, starten fünf Teams aus dieser Rennserie. Das Gros der Teilnehmerinnen kommt allerdings aus den Nationalmannschaften.

Welche Nationen stehen vom 1 0. bis 12. Juni am Start?
BOCK: Neben Österreich, das allerdings über die Rad-Bundesliga eingecheckt hat, kommen die Nationalteams aus Italien, Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden sowie den skandinavischen Ländern Norwegen, Schweden und Dänemark. Etwas überrascht haben wir auch eine Anfrage aus Wales erhalten, die wir natürlich gerne bestätigt haben. Natürlich startet auch der BDR mit zwei richtig starken Teams.

Haben Sie bei dieser starken Nachfrage dann sogar über eine vier oder fünf-tägige Veranstaltung nachgedacht?
BOCK: Das ist nicht so einfach zu realisieren. Unabhängig von einem deutlichen höheren Arbeitsaufwand für die ehrenamtlichen Helfer, sollten Rennen im Nachwuchsbereich auf Wochenendveranstaltungen zugeschnitten sein, damit Ausbildung, Studium oder Schule nicht beinträchtig werden. Die meisten Fahrerinnen reisen deshalb erst am Freitag an, fahren die Rennen und treten am späten Sonntagnachmittag wieder den Heimweg an.

Ulrich Bock (Jahrgang 1956) ist seit über 24 Jahren Leiter der Landesssportschule in Albstadt. Parallel zum Beruf ist der Tailfinger Multifunktionär im Straßen- und Bahnradsport, Motor- und ldeengeber des Frauen-Etappenrennens.

von Zollern-Alb-Kurier, 12.03.2016

 

zurück zu den Berichten ...

Stadt Albstadt Volksbank Albstadt eG Auto Maier Erdinger Alkoholfrei Albstadtwerke Schneider Sportswear Wagner Glas- und Metallbau Getränke Biesinger Linder Imnauer Apollo Gonso

Medienpartner:
Zollern-Alb-Kurier