17.05.2012 · Von Ulrich MußlerDie alte Deutsche Meisterin ist auch die neue. Hanka Kupfernagel (Staufen im Breisgau) hat gestern ihren Titel bei der Berg-DM in Albstadt verteidigt und so nebenbei zum dritten mal in Folge das Albstadt-Frauen-Etappenrennen gewonnen.
"Ich bin richtig stolz auf mich", sagte die strahlende Siegerin, "das war sicher eines der schwersten Rennen, dich in den vergangenen Jahren in Deutschland gefahren bin." Nach sieben der zehn Zehn- Kilometer-Schleifen mit den herben Anstiegen zum Bol in Truchtelfingen und auf Langenwand in Tailfingen, die die Radrennsportlerinnen auf dem Weg zum Deutschen Meistertitel zu bewältigen hatten, fuhr Kupfernagel (Rusvelo Team) ein einsames Rennen - beinahe, denn die 22-jährige Hanna Amend (Stevens-Biehler Rügen) blieb ihr auf den Fersen. Allerdings war Amend nicht in der Lage, die Seriensiegerin von Albstadt zu attackieren oder gar zu gefährden. "Ich bin die letzten 30 Kilometer vorne gefahren, Hanna hat ihre Grenzen erkannt. Und dann gibt es eben ein Gentlemen's Agreement", so Kupfernagel, die Ziellinie in Truchtelfingen mit vier Radlängen Vorsprung vor Amend passierte. Bronze ging mit über zwei Minuten Rückstand an Birgit Söllner (Koga-Ladies). Sie hatte im vergangenen Jahr noch die Silbermedaille gewonnen.
Hanka Kupfernagel zeigte der Konkurrenz in Albstadt wieder einmal das Hinterrad.
Bei den Juniorinnen – sie mussten den Rundkurs siebenmal unter die Pneus nehmen – sicherte sich Madlen Ortmüller (Team Rothaus Vita Classica/Baden-Hessen) vor Anna Knauer (Sonosan-Multipower) und Corinna Lechner (LV-Bayern) den Titel. Schon in der ersten Runde des Rennens, bei dem sich Frauen und Juniorinnen gemeinsam auf den Weg gemacht hatten, trennte sich die Spreu vom Weizen. In zwei Felder aufgesprengt ging es auf die weiteren Schleifen, in der vierten Runde wagte Kupfernagel einen Ausreißversuch, der missglückte zwar, dafür zerbröselte das Topfeld weiter. Als es dann in Runde sieben für die Juniorinnen um den Titel ging, trat die 38-Jährige zum entscheidenden Zwischenspurt an, wobei es lediglich Amend gelang, ihr Hinterrad zu halten.
Schon im Prolog auf der Truchtelfinger Bärenrunde am Mittwochabend hatte Kupfernagel den Ton angegeben und im Duett mit Elke Gebhardt (bepink) das Rennen diktiert. Allenfalls Martina Zwick (Koga Ladies) bewegte sich mit den beiden Top-Fahrerinnen auf Augenhöhe und mit sieben Sekunden Rückstand auf Kupfernagel und drei auf Gebhardt den dritten Platz belegt. Esther Fennel, Spitzenreiterin in der Gesamwertung der Rad-Bundesliga, hatte als Vierte bereits 58 Sekunden Rückstand im Ziel.
Für Kupfernagel war der Erfolg in Albstadt vielleicht ein kleiner Schritt in Richtung der Olympischen Spiele in London. "Wer nominiert wird, hängt sicher nicht vom Ergebnis in Albstadt ab. In den USA findet momentan ein großes Rennen statt, bei dem viele gute Deutsche dabei sind.Außerdem haben wir bei den Olympischen Spielen nur vier Startplätze, aber sechs starke Fahrerinnen, die es verdient hätten, dabei zu sein", so Kupfernagel. Ein Argument im Hinblick auf London aber war der Sieg in Albstadt allemal.Denn auch für BDR-Vizepräsident Günther Schabel stand nach dem Rennen fest: "Das war eine sehr schwere Strecke, und die Top-Leute waren vorne."
von Schwarzwälder Bote, 17.05.2012