23.08.2010 · Hanka Kupfernagel hat sich zur Königin des Albstädter Frauen-Etappenrennens gekrönt. Die Ex-Weltmeisterin gewann die elfte Ausgabe des Klassikers und stürzte die Nürnbergerinnen vom Thron.
Jahrelang hatten die Profi-Fahrerinnen der „Equipe Nürnberger“ das gelbe Trikot nach Hause genommen, der Nachfolge-Rennstall, „Equipe Noris Cycling“, musste nun eine schwere Niederlage hinnehmen und sich mit der Trophäe der besten Mannschaft trösten. Die routinierte Wahl-Freiburgerin Hanka Kupfernagel kämpfte alleine gegen die fünf Nationalfahrerinnen an und behielt schließlich mit einer Sekunde Vorsprung die Oberhand.
Erst am Freitag hatte ihr der Rad-Bundestrainer grünes Licht für den Start gegeben. Trotz ihrer 36 Jahre habe sie noch die Chance auf den Weltmeisterzug aufzuspringen und in Australien für das Einzelzeitfahren nominiert zu werden. Voll motiviert ging Kupfernagel die „Bärenrunde“ in Truchtelfingen an, führte lange, musste aber im Endspurt einer vor ihr gestürzten Fahrerin aus dem Nürnberger Team ausweichen und verlor so wertvolle Sekunden. Diese machte sie am Samstag auf der „Königsetappe“ in Pfeffingen mehr als wett. Sie heftete sich an das Hinterrad der Spitzenreiterin Stephanie Pohl (Equipe Noris), punktete bei den Berg- und Sprintwertungen und überquerte nach 84 Kilometern als Erste die Ziellinie, wofür sie mit einer weiteren Zeitgutschrift belohnt wurde und ins gelbe Trikot der Führenden schlüpfte.
Zwei Sekunden betrug der Vorsprung der Olympiazweiten von Sydney auf ihre Konkurrentin Pohl vor der gestrigen Schlussetappe rund um die Volksbank Tailfingen. Praktisch chancenlos war die dreifache Albstadt-Siegerin Trixi Worrack (Equipe Noris), die 1,32 Minuten zurück lag, weitere acht Sekunden dahinter lauerte die Bahnspezialistin Elke Gebhardt aus dem Nürnberger Team, der die rasante und kurvenreiche Talgangrunde entgegen kam.
Die erste Sprintwertung gewann Pohl vor Kupfernagel und Gebhardt. Aufgrund der Zeitgutschriften lag Kupfernagel also nur noch eine Sekunde vor ihrer Konkurrentin. Während diese beiden Gas weg nahmen, blieb Gebhardt auf Zug. An ihr Hinterrad hefteten sich Anna Fischer (Nutrixxion Ladys), Jessica Glasbergen (SRAM-WV-Eemland (Holland) und Beate Zanner (Haibike Rügen), also Fahrerinnen auf den Zwischenrängen sieben bis zehn. Schon in der zehnten von 32 Runden hatten sie eine Minute Vorsprung herausgefahren und mit ihren Sprintsiegen machte Gebhardt weiter Boden gut. Nach der Hälfte der Renndistanz, bei 41 Kilometern, lag das Quartett mit 1,45 Minuten vor dem Hauptfeld, Gebhardt fuhr virtuell im gelben Trikot. Ihre Teamgefährtinnen Worrack und Pohl versuchten Kupfernagel abzuschirmen, die sich in der 16. Runde dennoch an die Spitze des Verfolgerfeldes setzte und auf den nächsten Kilometern so viel Tempo machte, dass der Rückstand auf eine Minute zusammenschmolz.
Die elfte Auflage des Albstädter Frauen-Etappenrennens ist seit gestern Abend Geschichte. Gefahren wurde am zurückliegenden Wochenende nacheinander in Truchtelfingen, Pfeffingen und Tailfingen (unser Bild). Parallel dazu wurde die Volksbank Tailfingen Zollernalbtour Albstadt ausgetragen.
Ihre Rechnung war klar: Wenn es bei diesem Zeitabstand blieb, war das Quartett an der Spitze keine Gefahr für ihren Gesamtsieg, falls sie Pohl in Schach halten konnte. Diese machte überhaupt keine Anstalten auszureißen, gemeinsam fuhren sie über die Ziellinie hinter der Siegerin Gebhardt, hinter Glasbergen, Fischer und Zanner. Das schier Unmögliche war geglückt, als Einzelkämpferin hatte Kupfernagel ein ganzes Profi-Team bezwungen. „So ein Bundesliga-Rennen alleine zu gewinnen, hat eine große Bedeutung“, strahlte sie: „Ich hatte nicht viele Möglichkeiten zum Taktieren und zwischendurch war es ja auch brenzlig. Das Gute am Älterwerden ist, dass man nicht mehr so hektisch reagiert. Es lag auch an der Erfahrung, dass ich gewonnen habe und meinem Ziel WM-Teilnahme einen Schritt näher gekommen bin.
Gelb, hellblau, rot – die Trikots beim Frauen-Etappenrennen
Das gelbe Trikot der Volksbank Tailfingen hat sich Hanka Kupfernagel für ihren engagierten und cleveren Auftritt redlich verdient. Ihre Konkurrentinnen vom Profi-Team „Equipe Noris Cycling“ mussten sich mit dem Mannschaftssieg vor dem „Kogo Miyata Cycling Team“ und mit einem Erfolg in der Sprintwertung begnügen. Das hellblaue Sprint-Jersey der Volksbank Tailfingen ging an Stephanie Pohl. Mit 13 Zählern verwies sie Kupfernagel (12) auf Platz zwei.
Das rote Albstadtwerke-Trikot der besten Bergfahrerin erkämpfte sich Anna Fischer (Nutrixxion Ladys). Sie war auf der Königsetappe in Pfeffingen ein beherztes Rennen gefahren und wurde erst auf der zweitletzten Runde eingeholt. Auch gestern war Fischer stets in der Spitzengruppe zu finden Überlegen gewann sie die Bergwertung mit 20 Punkten vor Kupfernagel (10).
Bei den Juniorinnen triumphierte die Favoritin Sarah-Lena Hofmann (LV Bayern/Hessen-Haibike), die bei der Siegerehrung ins blaue Fiat-Maier-Jersey schlüpfen durfte. Charlotte Bock vom RSV Tailfingen landete im Gesamtklassement auf Rang acht.
von Zollern-Alb-Kurier, 23.08.2010