21.08.2010 · Die Truchtelfinger haben endlich wieder ein spannendes Radrennen. Die „Bärenrunde“ erwies sich gestern als gelungener und dramatischer Auftakt zum elften Albstadt-Frauen-Etappenrennen.
Sowohl bei den Jedermännern wie auch bei der Rad-Bundesliga der Juniorinnen und Frauen ging es heiß her. Es gab ständige Führungswechsel und einige Rennradsportler konnten von Glück sagen, dass sie mit heiler Haut nach Hause kamen.
So erwischte es gleich im ersten Wettbewerb den Favoriten bei den Jedermännern, den Meßstetter Marcel Reiser. Der 24-jährige Mountainbiker wurde in einer scharfen Rechtskurve nach der Zielgeraden zu weit nach links getragen, er rumpelte über die Bordsteinkante. Beide Reifen platzten, frustriert musste er mit ansehen, wie sich Vorjahressieger Zdenek Pecseny (RSV Seerose Friedrichshafen) im Schlusssprint gegen die U 23-Junioren Ronny Geier (RSG Heilbronn) und Sven Ziuber (RspV Schwenningen) durchsetzte. Pecseny gewann auch das anschließende Stechen der Sieger aller Altersklassen. „In Pfeffingen gibt es nur noch eine Taktik. Voll angreifen vom Start weg“, meinte Reiser, der heute in die zweite Etappe der Zollernalbtour mit neuen Minuten Rückstand geht.
Interessant in diesem Feld war das Duell der MTB-Damen Susanne Conzelmann und Iris Bächle. Letztere hat sich eine Woche lang auf dem Rennrad in den französischen Alpen vorbereitet, „da bin ich meine eigene kleine Tour de France gefahren“, gab sich die geborene Bitzerin zuversichtlich. Conzelmann, die seit ihrem Albstadt-Meistertitel beim Mountainbike-Marathon keine längere Strecke mehr gefahren ist, war auf dem 1,3 Kilometer langen Rundkurs mit seinen vielen Richtungsänderungen einen Tick schneller: „Das Rennrad ist aber nicht meine Welt. Mir fehlt die richtige Technik für die vielen scharfen Kurven.“
Das Albstädter Frauen-Etappenrennen hat begonnen. Gestern gestalteten die „Jedermänner“ den Auftakt zu dieser Serie, dann folgten die Damen.
Völlig überraschend ist gestern Nachmittag bei den Organisatoren vom SC Truchtelfingen, WSV Pfeffingen und RSV Tailfingen die Meldung von Hanka Kupfernagel als Einzelstarterin eingegangen. Die 36-jährige Olympiazweite von Sydney und Weltmeisterin von 2008 gab vom Start weg Gas und setzte sich vom Feld ab, konnte allerdings Stephanie Pohl von der Equipe Noris Cycling nicht abhängen. Deren Teamkolleginnen um die Dreifach-Albstadt-Siegerin Trixi Worrack schirmten nach hinten ab und ließen phasenweise den Vorsprung des Duos auf zwölf Sekunden anwachsen. Zwei der drei Sprintwertungen fuhr Pohl nach Hause, eine gewann Kupfernagel und ebenso die Bergwertung. In der vorletzten Runde hatten acht Verfolgerinnen die Führenden eingeholt, Worrack ging als Erste in die letzte Runde. In der letzten Kurve, 100 Meter vor der Ziellinie ereignete sich ein Drama: Pohl war vorne, eine Teamgefährtin wenige Zentimeter dahinter. Diese stürzte, Kupfernagel und Denise Zuckermandel wurden zum Ausweichen ins Grüne genötigt. Diese Chance ergriff Anna Bianca Schnitzmeier beim Schopf. Sie zog durch und wurde hinter Pohl, aber vor Worrack Zweite.
„Man kann das das schon so sehen, dass ich Stephanie den Sieg überlassen habe, weil sie so gerackert hat“, war die Blondine keineswegs enttäuscht Dass sie am Ende der drei Tage das gelbe Trikot tragen wird, ist für Pohl klar: „Wir fahren für Trixi.“ Trotzdem sei sie natürlich überglücklich, diese Etappe gewonnen zu haben. Dass Kupfernagel von Anfang an Gas geben werde, sei von ihrem Team erwartet worden und zufälligerweise habe es sie getroffen, die sich an das Hinterrad der Altmeisterin gehängt habe.
von Zollern-Alb-Kurier, 21.08.2010